Gabriel Argy-Rousseau

(*) 1885, Meslay-le-Vidame - (x)1953, Paris


Lebenslauf

Joseph-Gabriel Rousseau wird 1885 in Meslay-le-Vidame als Sohn einer Bauernfamilie geboren. 
Von 1902 bis 1906 besucht er die Ecole Nationale Supérieure de céramique de Sèvres. Hier trifft er den Mitschüler Jean Cros, der ihn seinem Vater Henri Cros vorstellt, dem Widerentdecker der pâte de verre Technik im späten 19. Jahrhundert. Auch lernt er unter Albert Dammouse: So entdeckt er Material & Technik der pâte de verre für seine eigenen Arbeiten. 
Er macht die Bekanntschaft von Platon Argyriadès, der später sein Schwager wird. 
1906 verlässt er mit einem Diplom, vergleichbar dem Abschluss eines Ingenieurs, die Ecole de Sèvres und arbeitet als Direktor eines kleinen Labors an Forschungen für Dental-Artikel aus Porzellan und Keramik. Auch privat nutzt er das Labor für die Weiterentwicklung seiner pâte de verre Technik. 
1913 heiratet er die Griechin Marianne Argyriadès, Tochter eines bekannten sozialistischen Rechtsanwalts, die in etablierten Pariser Künstlerkreisen verkehrt und sein Interesse an Antike und Klassik weckt. Nach seiner Heirat nennt er sich ihr zu Ehren Gabriel Argy-Rousseau. 
Er zieht in ein Studio in der Avenue des Ternes und widmet sich ausschließlich der Kunst der pâte de verre. Die Ergebnisse stellt er im Jahr 1914 erstmalig beim "Salon des Artistes Français" aus. 
Zu Kriegsbeginn wird er nicht eingezogen, aber die Regierung macht sich seine wissenschaftlichen Kenntnisse zu Nutze: Er reicht in Kriegsjahren zahlreiche Patente ein, die unter Anderem für das Verteidigungsministerium bestimmt sind. 
Nach Kriegsende setzt er seine künstlerische Tätigkeit fort und stellt erfolgreich auf den verschiedenen Pariser Salons aus, wo ihm die Kritiker bis in die späten dreißiger Jahre mit Wohlwollen Beachtung schenken. Erste große Aufträge, insbesondere die von Marcel Franck für kleine emaillierte Gebrauchsgegenstände, lassen die kleine Firma um Argy-Rousseau schnell expandieren. 
1921 trifft er Gustave Moser-Millot, den Besitzer einer Galerie am Boulevard des Italiens in Paris und der Glasmanufaktur Moser in Karlsbad. Das Resultat dieser Bekanntschaft ist am 5. Dezember 1921 die Gründung der "Société Anonyme des Pâtes de Verre d'Argy Rousseau", einer Aktiengesellschaft mit Moser-Millot als Haupteigner, dessen Pariser Galerie von nun an den Exklusivvertrieb in Frankreich übernimmt. Ausschließlich der Vertrieb von emaillierten Parfümeriegütern wird fortan exklusiv von Marcel Franck übernommen. Im Gegenzug öffnet Moser-Millot - durch Ausstellungen von Argy-Rousseaus Arbeiten auf den großen Messen in Leipzig, Paris und Lyon - die Tür zu ersten internationalen Repräsentanten in London, Budapest und Algiers. Auch in Karlsbad werden über Moser fortan Argy-Rousseaus Güter vertrieben. 
Der Firmensitz wird in größere Räumlichkeiten an der Rue de Simplon verlegt, neue Gerätschaften werden angeschafft und im Produktionsbetrieb arbeiten nun bis zu 20 Mitarbeiter.1923 schreibt die Firma nach dieser Investition erstmalig schwarze Zahlen und fruchtbare Jahre beginnen, nicht nur in finanzieller, sondern auch in künstlerischer Hinsicht. Dank der neuen Produktionsstätten und den damit einhergehenden technischen Möglichkeiten steigt nun nicht nur die Anzahl der hergestellten Objekte, auch deren Abmessungen werden größer.
Argy-Rousseaus Luxusgüter werden weltweit vermarktet, es gibt Repräsentanzen in ganz Europa, in Nordafrika, sowie in Nord- und Südamerika. 
Als unermüdlicher Erfinder setzt er seine wissenschaftliche Forschung neben seiner Arbeit mit Glas fort. Privat ist er Fotograph aus Leidenschaft. Am 20. Juli 1925 lässt er seine Prozedur zur Fotographie mit Farbfilmen bei der Académie des Siences vorstellen. 
Zwar erhält er für diese Erfindung in den Folgejahren Preise von staatlichen Institutionen und breite Anerkennung in der Fachliteratur, es gelingt ihm aber neben seiner Haupttätigkeit nicht, die nötigen Investoren für die Vermarktung dieser Entdeckung zu finden - so ist es die Firma Kodak, die den Weltmarkt mit Ihrer Prozedur erobert. Dennoch zeigt das Wissen um diese Entdeckung Argy-Rousseaus, wie fortschrittlich und modern er in seiner Zeit ist.
Mit dem Börsencrash im Oktober 1929 beginnt für ihn und viele seiner Kollegen eine schwere Zeit. Die weltwirtschaftliche Lage und auch die Konkurrenz durch die preiswerteren Pressglas-Manufakturen wie Lalique, Sabino und Verlys, führen im Dezember 1931 zur Auflösung der "Société Anonyme des Pâtes de Verre d'Argy Rousseau". Mit sehr eingeschränkten Möglichkeiten setzt er die Produktion 1932 in einem Studio in der Rue Cail als unabhängiger Künstler fort. In kleiner Stückzahl produziert er in den ersten zwei Jahren ca. 15 neue Entwürfen in pâte de verre, einige in Gold und Platin emaillierte Objekte und von 1934 bis 1937 schließlich einige kubistisch anmutende Gefäße aus geschliffener pâte de cristal, die mit den besten Arbeiten François Emile Decorchemonts in dieser Zeit vergleichbar sind.
Nach dem zweiten Weltkrieg unternimmt er einige fruchtlose Versuche, die Produktion erneut aufzunehmen. Es mangelt an Rohstoffen, Geld und Kraft. Eine Herzkrankheit(, die für ihn tödlich enden wird,) macht ihm zu schaffen. Er findet Arbeit als beratender Ingenieur in einer Porzellanfabrik und ist erneut an der Forschung und Entwicklung von Dental-Artikeln aus Porzellan beteiligt. Am 20. Januar 1953 stirbt Argy-Rousseau in Paris.